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Regiogeld-Presseschau, Januar 2011

Zu Beginn des Jahres ein paar kurze Presse-Einblicke in die Entwicklung der Regiogeld-Szenerie:

Hinweisen möchte ich erneut auf den Zertifikatskurs "Nachhaltige Entwicklung ländlicher Räume", in dem das Thema Regiogeld eine wichtige Rolle spielen wird.

Regionale Wertschöpfung messen

Beim Aufbau einer Regionalmarke stellt sich die Frage: Wie kategorisiert und bewertet man das regionale Engagement eines Unternehmens? Welche Menge an regionaler Wertschöpfung steckt tatsächlich in einem Produkt, damit es ein Siegel "Aus der Region" tragen kann?

Diesen Fragen ist Marcus Graupner in unserem Auftrag in seiner Diplomarbeit nachgegangen. Sie entstand am Lehrstuhl für Managerial Economics an der TU Dresden:

Insbesondere beleuchtet die Arbeit die Verbrauchergemeinschaft in Dresden, ein genossenschaftlich organisiertes Unternehmen, welches 4 Mitgliederläden in der Stadt betreibt und auf Regionalität großen Wert legt.

Von Abwanderung zur Rückkehrerparty

Für viele insbesondere ländliche Regionen ist die Abwanderung von Menschen das größte Problem. Es gehen ja nicht nur Fachkräfte, die ihre Fähigkeiten anderswo einsetzen, es gehen auch Mütter, Väter, Brüder oder Schwestern - und lösen so die sozialen Netze auf. Ein EU-Projekt des Leibnitz-Instituts für Länderkunde soll jetzt vor allem die Abwanderung junger Frauen beleuchten.

Interessant dürften dann vor allem die Vorschläge und Strategien sein, wie man Abgewanderte zu Rückkehrern machen könnte. Doch die Chancen dafür stehen nicht besonders gut. Wer anderswo Wurzeln geschlagen hat wird diese kaum wieder abbrechen, wenn er in der ehemaligen Heimat keine Aussicht auf verbesserte Lebensverhältnisse vorfindet. Doch da beisst sich die Katze in den Schwanz: Weil die sozialen Netze durch die Abwanderer ausgedünnt sind, hat die alte Region oft noch weniger Zugkraft. Einzelne, die zurückkehren, können kaum die Lücken schließen.

Denkbar wäre jedoch, dass ganze Gruppen zurückkehren. Beispielsweise dürften in der Lausitz in den kommenden 10 Jahren Kommunen existieren, in denen bis zu einem Drittel der Häuser unbewohnt ist: Einfach weil die Alten sterben aber die Verwandtschaft das alte Grundstück nicht nutzen will oder kann. Wenn diese Häuser dann zu günstigen Konditionen ganzen Gruppen von Zurückkehrern oder Neuankömmlingen verfügbar gemacht wird, bringen diese ihr soziales Netz gleich mit, welches sich in die bestehenden Strukturen integrieren kann. Zumindest fällt so das Argument weg, man ziehe nicht zurück, weil kaum noch junge Leute dort sind.

Wichtig ist im Vorfeld jedoch, die Bindungen der Abgewanderten zu ihrer alten Heimat nicht abreißen zu lassen. Deshalb lädt beispielsweise die Bürgerstiftung Zivita aus Zittau zur Oberlausitzer Zukunftsnacht in den Traumpalast nach Mittelherwigsdorf - eine Party, die sich insbesondere auch an Weggegangene richtet. Vielleicht ist das auch ein Beispiel (und ein Forschungsobjekt) für die Studie des Leibnitz-Instituts.

Jahresstudie der BGR erschienen

Zwei Zitate zur Erdölversorgung:

Nach der BGR-Projektion könnte die Erdölförderung weltweit bis etwa 2035 gesteigert werden. In dieser als optimistisch anzusehenden Projektion kann die globale Erdölförderung etwa 4,5 Gt/a erreichen.

Optimistischer Konjunktiv.

Erdöl ist der einzige Energierohstoff bei dem bereits in den kommenden Jahrzehnten eine steigende Nachfrage nicht mehr gedeckt werden kann. Angesichts der langen Zeiträume, die für eine Umstellung auf dem Energiesektor erforderlich sind, ist deshalb die rechtzeitige Entwicklung alternativer Energiesysteme notwendig.

Quelle: Die neue Kurzstudie Reserven, Ressourcen und Verfügbarkeit von Energierohstoffen 2010 der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe

Es ist zweifelhaft, dass das gesamte Verkehrssystem innerhalb der noch verfügbaren Zeit auf dem heutigen Niveau auf ein "alternatives Energiesystem" umgebaut werden kann. Deshalb ist damit zu rechnen, dass der Verkehrsumfang zurückgehen wird. Die Regionalisierung der Wirtschaftsstrukturen bekommt von Seiten des Peak Oil besonderen Druck. Für Verantwortliche in den Kommunen und Unternehmen ist es sinnvoll, diese Entwicklung rechtzeitig aktiv anzugehen als sich von steigenden Treibstoffpreisen unter Druck setzen zu lassen.

Spanien: Hohe Spritpreise behindern Wirtschaftsentwicklung

Telepolis weist in einem heutigen Artikel auf die Spritpreisentwicklung in Spanien hin. Der Artikel zieht Parallelen zu 2008, als der Erdölpreis Rekordstände erklomm. Von diesen Rekorden ist er jetzt noch gute Stücke entfernt, trotzdem steigen die Treibstoffpreise an den spanischen Tankstellen. 2008 gab es Proteste in Bauern und Spediteuren.

Zwar hat die Preisentwicklung nichts direkt mit Peak Oil zu tun, sehr wohl lassen die Auswirkungen der Treibstoffpreise aber Ausblicke auf das zu, was künftig als "normal" gelten könnte. Der ADAC hält auch die Spritpreise in Deutschland für überhöht, meldete aber vor einigen Tagen noch, dass Autofahrer mit noch einigen Überraschungen rechnen müssen...

PM: Freie Wähler Bayern: Regionale Wertschöpfung durch Erneuerbare soll Staatsziel werden

Pressemitteilung: Zum Bayerischen Verfassungstag am 1. Dezember: Freie Wähler wollen mehr Sonne in die Bayerische Verfassung bringen

München (do). Am 1. Dezember 1947 wurde die Bayerische Verfassung durch Volksentscheid angenommen. Die Freien Wähler fordern nunmehr am diesjährigen Verfassungstag, die regionale Wertschöpfung durch den stärkeren Ausbau der Erneuerbaren Energien als Staatsziel einzubringen. Die Freie Wähler Landtagsfraktion hat auf einer Pressekonferenz am Mittwoch, 1. Dezember, einen Gesetzentwurf zur Aufnahme von Klimaschutz und Erneuerbaren Energien in die Bayerische Verfassung vorgelegt.

Hubert Aiwanger, Vorsitzender der Freien Wähler, sagte, im neu veröffentlichten Bundesländervergleich „Erneuerbare Energien (EE)“ des Instituts für Wirtschaftsforschung liege Bayern auf einem mageren Platz sieben und sei da mit im Vergleich zu 2008 um vier Plätze zurückgefallen, obwohl die Bevölkerung die Förderung der Erneuerbaren Energien mehrheitlich wünsche. „Deswegen müssen wir schleunigst auch etwas dafür tun. Die Erneuerbaren Energien bringen ein Wertschöpfungspotenzial in Milliardenhöhe mit sich, was gerade für ländliche Regionen eine bemerkenswerte Entwicklungsperspektive darstellt. Schwarz-Gelb darf dieses Anliegen nicht weiter mit Laufzeitverlängerungen für Atomkraftwerke und Förderstopps, beispielsweise für neue Photovoltaik-Freiflächenanlagen, torpedieren.“

Dr. Hans Jürgen Fahn, umweltpolitischer Sprecher der Freie Wähler Landtagsfraktion, sagte, es sei bereits „fünf nach zwölf. Wir alle müssen zur Kenntnis nehmen, dass wir bis zum Jahr 2050 den CO2-Ausstoß pro Kopf und Jahr von derzeit sechs auf maximal eine Tonne zurückführen müssen. Andernfalls ist das weltweite Klimaziel einer weiteren Erwärmung von nicht mehr als zwei Grad nicht mehr zu erreichen.“

„Wir wollen mehr Sonne in die Verfassung bringen - auch, nachdem wir feststellen mussten, dass die Beeinflussung der schwarz-gelben Staatsregierung durch die deutsche Energiewirtschaft überhandgenommen hat“, so Thorsten Glauber, energiepolitischer Sprecher der Freie Wähler Landtagsfraktion. „Deswegen ist eine Aufnahme von Klimaschutz und Erneuerbaren Energien in die Bayerische Verfassung der beste Weg, um dieses Thema unbeeinflusst von wirtschaftlichen Interessen der Großkonzerne voranzubringen.“

Prof. Dr. Michael Piazolo, MdL und stellvertretender Fraktionsvorsitzender sowie Florian Streibl, MdL und rechtspolitischer Sprecher, betonten, dass mit der von ihrer Fraktion geforderten Aufnahme der Erneuerbaren Energien in die Bayerische Verfassung dem Aspekt der regionalen Wertschöpfung gezielt der notwendige Stellenwert eingeräumt werde.

Neue Währungen zur Stabilisierung des Euro

"Der EURO ist tot, es lebe die D-Mark" klingt es inzwischen öfter aus den Gazetten und Diskussionsforen. Hintergrund ist die Finanzkrise, die sich zunehmend zu einer Währungskrise ausweitet. Diese Entwicklung ist systembedingt, sie muss also so kommen.

Die Frage, wie man mit der Krise der Währungen umgeht ist jedoch alles andere als trivial. Die Idee, man führe die D-Mark wieder ein und löse den Euro-Verbund auf und alles wird wieder gut ist allerdings eine Milchmädchenrechnung. Die Exportwirtschaft im deutschen Raum würde solch einen Schritt mit plötzlichem Absatzeinbruch bezahlen, da die Aufwertung dieser neuen/alten Mark ebenso plötzlich käme. Dem Währungsbruch würde also der Bruch in den Wirtschaftsstrukturen folgen: Schnell und hart.

Auch andere Entwicklungs-Optionen, wie sie beispielsweise in einer Handelsblatt-Kolumne benannt werden, zeigen, dass ein kippendes Euro-System grundlegende Probleme hervorrufen würde.

mehrschichtiges Währungssystem
Einzig konstruktives Ventil, welches sich für den Druck in den alten Währungen finden ließe, wäre die Etablierung paralleler Währungsstrukturen. Wenn in der heutigen Debatte von der Einführung neuer/alter Währungen die Rede ist, wird stillschweigend immer ein Währungsmonopol vorausgesetzt. Obwohl Monopole in den Wirtschaftswissenschaften als grundlegend kritisch angesehen werden, werden nur selten strukturelle wirtschaftliche Probleme darauf zurückgeführt, dass das "Betriebssystem" des Wirtschaftssystems, nämlich das Geldsystem, monopolisiert ist. Mit der Etablierung eines mehrschichtigen Währungssystems ließen sich verschiedene heutige Probleme lösen:

  • parallel zur Stabilisierungspolitik im Euro-System können bereits neue Währungen genutzt werden, die nach anderen Systemarchitekturen konstruiert sein können, um alte Fehler zu vermeiden
  • sollte es tatsächlich zu einem Bruch des Euro kommen, existieren dann bereits Währungssysteme, die nutzbar sind
  • die durch die neuen Währungen geformten Unternehmensnetzwerke sind bei einem tatsächlichen Bruch der Gemeinschaftswährung weniger gefährdet, da sie ihre Geschäfte zusätzlich auf Basis einer parallelen Währung durchführen und sich durch die neuen Zahlungssysteme neue Verbindungen und Vernetzungen herauskristallisiert haben
  • die Versorgung der Bevölkerung durch die Unternehmensnetze kann problemloser aufrechterhalten werden

Vor der Einführung des Euro als Bargeld existierte von 1979 bis 1998 der ECU quasi als paralleles Verrechnungssystem zu den existierenden nationalen Währungen. Die jetzige Monokultivierung des europäischen Währungsraumes würde im nächsten Schritt also durch eine Vielfalt an Währungen weiterentwickelt werden. Ausgehend vom dem Gedanken eines "Europa der Regionen", wie es Kerngedanke der Europäischen Union ist, wäre eine Orientierung der neuen Währungsräume an regionalen Strukturen sinnvoll - die bereits existierenden Regiogelder versuchen seit Jahren auf ehrenamtlichem Niveau diese Entwicklung vorwegzunehmen. Die regionale Ausrichtung hat zudem den Vorteil, dass der Selbstversorgungsgrad der Regionen auf Basis kurzer Transportwege gestärkt und damit anderen absehbaren Entwicklungen wie Peak Oil vorgegriffen werden kann.

Angesichts der sich zuspitzenden Entwicklung in den monopolartigen Währungssystemen des Industriezeitalters ist eine vorausschauende Modernisierung des Währungs- und Finanzsystems dringend geboten, damit nicht plötzlich eintretende Ereignisse die Wirtschaftsstrukturen fundamental erschüttern und die Versorgung der Bevölkerung gefährden.

Peak Oil-Studie für Sachsen

Im Auftrag der Landtagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen erstellt unser Büro eine Studie zu Peak Oil in Sachsen. Die Fertigstellung wird für März 2011 angestrebt.

In diesem Zusammenhang sind wir interessiert mit Firmen und Akteuren in Sachsen in Kontakt zu kommen, für die Öl oder das Peak-Oil-Phänomen eine besondere Rolle spielen. Für Anregungen und themennahes Material, insbesondere mit sächsischem Bezug, sind wir jederzeit offen.

Auf dem Weg zur Post-Oil-City

"Es ist schön, diese Folie mal nicht erklären zu müssen" lacht Niko Paech ins Publikum. Die erste deutschsprachige Transition-Konferenz in Hannover war für den Wirtschaftsprofessor aus Oldenburg ein Heimspiel. Peak Oil, das globale Ölfördermaximum, ist unter den ca. 150 Besuchern ein bekanntes Phänomen, darüber muss er keine Worte verlieren. Wie aber die Idee der "Transition Towns" zu seinem Konzept einer "Postwachstumsökonomie" passt, war auch für die meisten Zuhörer neu.

Postwachstumsökonomie, Peak Oil, Transition Town - kennen die denn keine deutschen Worte mehr? Auch dazu gab es einen Workshop auf der Konferenz, die parallel zu zwei Konferenzen in Schottland und Brasilien stattfand. Was hier passiert sind die ersten überregionalen Treffen einer Bewegung, deren Kernanliegen das Lokale ist. Die großen Probleme des Planeten, sei es Klimawandel, Armut oder eben Ölknappheit, müssen wir vor unserer Haustür lösen - am besten, indem wir unsere eigenen Kommunen, in denen wir leben und in denen wir Einfluss haben, auf die kommenden Entwicklungen vorbereiten. Städte in den Übergang in das Zeitalter nach dem Öl zu führen ist das Hauptanliegen der "Transitioners". Dass sich aus der Zusammenarbeit vieler lokaler Initiativen auch eine globale Veränderung formen kann, war den Besuchern der Konferenz sicherlich klar, aber ihr Fokus ist lokal.

Entsprechend waren die Themen besetzt, bei denen es nicht um die Veränderung der globalen Energieversorgung ging, sondern um den Bau von Solarkochern, nicht um die Neugestaltung des globalen Finanzsystems, sondern um den Aufbau regionaler Währungen, nicht um die grüne Revolution, sondern um den Aufbau von städtischen Permakulturgärten.

Die Idee der "Transiton Town", die eigene Heimatstadt zu einer Wandelstadt zu machen, kommt damit als eine Art Dach daher. Ein Dach, unter dem sich eine Vielzahl von Projekten, die bereits in vielen Orten existieren, zusammenfinden können. Die eine attraktive Zielstellung anbietet: Die Verwandlung der eigenen Kommune in einen noch lebenswerteren Ort.

Die Transition-Bewegung wird deshalb auch nach der Konferenz in Hannover für viele Strömungen interessant sein, die das Leitbild "global denken, lokal handeln" verfolgen. Für Kommunen offenbart sich hier ein Ansatz, mit dem Bürger in die kommunale Entwicklung einbezogen werden können, für Bürger ist er Hebel, um zielgerichtet auf die kommunale Verwaltung einzuwirken. Auch wenn, wie Gespräche in Hannover zeigten, es noch ein langer Weg ist, bis das Peak-Oil-Problem in den Verwaltungen und bei den Entscheidern ankommt und vorausschauend in die Stadtentwicklung einbezogen wird.

Mehr Infos:

Bricht der Euro-Währungsraum?

Eines der Themen in meinen Vorträgen zu regionalen Währungen war immer auch, dass der Euro wie ein steifes Brett über Europa liegt und völlig unterschiedlich entwickelte Wirtschaftsräume zusammenzementiert. Was für die Bundesrepublik zwischendurch als Vorteil erschien, könnte sich zum Bumerang entwickeln. Im Zuge der Euro-Krise ist immer öfter von einem Ausstieg einzelner Länder aus der Gemeinschaftswährung die Rede. Aus Sicht des Schweizer Tagesanzeiger sollte sich die Bundesrepublik aus der Währungsunion verabschieden: Der Austritt Deutschlands als Lösung der Euro-Krise

Währungspolitisch macht das Sinn, wirtschaftsstrukturell ist es problematisch - aber die Anpassung der Wirtschaftsstrukturen ist unausweichlich. Die heutigen Export-Vorteile der Bundesrepublik würden bei einem Austritt und einer zweifellosen Aufwertung der dann entstehenden Währung wegfallen. Die auf Export ausgerichtete Wirtschaft müßte sich rasant reorganisieren. Nebeneffekte eingeschlossen. Gesund wäre es für alle Beteiligten, denn die Exportorientierung hiesiger Unternehmen (und der Politik) zwingt die Importländer zur Verschuldung und trägt damit zu jenem Stress bei, den Griechenland und Irland derzeit ausgesetzt sind.

Unabhängig davon, wie das Währungsspektakel ausgeht, sollte die Politik ihre Exportförderungen möglichst rasch einstellen. Die GA-Förderung in Sachsen beispielsweise, die überregional liefernde Unternehmen fördert, benachteiligt regional orientierte Firmen und ist nicht mehr zeitgemäß.