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OpenSource-Software als Ressource in regionalen Wirtschaftskreisläufen

Computer sind im heutigen Wirtschaftsleben nicht mehr wegzudenken. Sie steuern Maschinen, regeln Kommunikationsvorgänge, helfen bei Konstruktion, Analyse und Gestaltung. In industrialisierten Regionen der Welt sind Computer sogar in nahezu jedem Haushalt anzutreffen, teilweise als Personal Computer, teilweise in Geräten wie Mobiltelefonen, Fernsehern, Spielkonsolen und Haushaltsgeräten. In Unternehmen sind Computer fester Bestandteil der Unternehmensressourcen.

Wichtige Bausteine eines Computers sind nicht nur die harte, anfaßbare Materie, aus der die Geräte bestehen, sondern auch die Software, die auf Computern eingesetzt wird. Erst die Software bestimmt, welchen konkreten Zweck ein Computer erfüllt. In den letzten Jahren wird ein Konzept der Softwareentwicklung immer wichtiger: Das Konzept offener Software.

Freie Software

OpenSource-Software gehört niemanden. Sie ist in ihrer Standardfunktion kostenfrei nutzbar, die meisten Programme sind übers Internet verfügbar. Der Quelltext liegt offen vor, kann also von jedermann eingesehen und geändert werden. Damit wird das Prinzip der Wissenschaft, Wissen allgemein zu publizieren und es damit einsehbar und vervielfältigbar zu machen, auf die Softwareerstellung angewendet.

Der offene Quelltext macht OpenSource-Software problemlos auf die eigenen Bedürfnisse anpassbar. Im Rahmen regionaler Wirtschaftskreisläufe ist dieses Konzept in mehrfacher Hinsicht bedeutsam:

  1. Programmierer lernen voneinander, wenn sie Einblick in die Methoden anderer bekommen. Das Konzept von OpenSource fördert den allgemeinen Wissenszuwachs.
  2. Da keine Lizenzgebühren anfallen und OpenSource-Software im Vergleich zu proprietärer Software in der Anschaffung sehr kostengünstig ist, findet kein Kaufkraftabfluß aus der Region statt.
  3. Open Source erschwert die Entstehung von Software-Monopolen. Monopolgewinne, die naturgemäß direkt von den Software-Nutzern, indirekt von Kunden und Gesamtgesellschaft getragen werden müssen, entfallen und die entsprechenden Summen verbleiben in den Regionen. Die Abhängigkeit von einigen wenigen Softwareherstellern wird verringert.
  4. Die freie Verfügbarkeit der Software ermöglicht eine sehr differenzierte Entwicklung der Software-Dienstleistungsbranche: Installation und Betreuung sowie die Weiter-Entwicklung und Anpassung der Software an regionale Bedürfnisse kann von regionalen Anbietern erfolgen. Wartung, Schulung und technische Unterstützung sind weitere Branchenfelder.
  5. An der Entwicklung von OpenSource-Software können sich viele Menschen und Unternehmen beteiligen. Der Entwicklungsaufwand wird geteilt und jeder profitiert auch von der Arbeit der anderen. Einmal entwickelte Ergänzungen oder Fehlerbehebungen stehen allen Nutzern und Regionen auf dem Planeten zur Verfügung. Die Beteiligung an dieser intelligenten Art der Arbeitsteilung kann billiger sein als Eigenentwicklung oder der Kauf fertiger kommerzieller Software.

OpenSource ist zu großen Teilen eine Leistung von Freiwilligen, die nicht auf wirtschaftlicher Gewinnmaximierung basiert sondern oft auf einer pragmatischen "Getting things done"-Haltung. Das Prinzip ist damit vergleichbar mit der Freiwilligen Feuerwehr, wo ehrenamtliche Arbeit in Gemeinschaft dieselben Ergebnisse erzielt wie die Berufsfeuerwehr - aber eben auf Basis einer anderen Denkweise. Steuern Unternehmen einen Beitrag zur OpenSource-Softwareentwicklung bei, so tun sie dies nicht nur um ihr Ansehen zu erhöhen, sondern auch, um sich im Umfeld der Software-Nutzer als Dienstleister zu präsentieren. Andererseits können Unternehmen sich die Leistungsfähigkeit der globalen OpenSource-Community zunutze machen, wenn sie ihre Software als OpenSource definieren und damit anderen die Weiterentwicklung der Programme ermöglichen.

Lokalisierung/Regionalisierung nennt man die Anpassung von Software an lokale Begebenheiten, wie die Übersetzung vorhandener Texte und Menüpunkt, Berücksichtigung der lokalen Gesetzeslage oder besonderer Technik. Die meiste global eingesetzte Software durchläuft diesen Vorgang der Lokalisierung. OpenSource-Programme können durch die freie Verfügbarkeit ihres Quelltextes von vielen Menschen auf regionale Anforderungen angepasst werden, es nicht nötig, auf den ursprünglichen Softwarehersteller und dessen Zeitplan zu warten. Oft finden sich Gruppen interessierter Programmierer, die gemeinschaftlich Teile der Programme ändern.

Kommerzielle Software wird einzelnen Akteuren durch entsprechende Lizenzregeln vorenthalten. Diesem Prinzip der Ausschließlichkeit unterliegt OpenSource-Software nicht. Sie ist deshalb eher mehr öffentliches als privates Gut. Diese Stellung macht es wahrscheinlich, daß der Bereich offener Software anderen Regeln als dem üblichen Marktgeschehen unterliegt.

OpenSource-Software am Beispiel von Linux

Linux ist ein OpenSource-Betriebssystem, welches seit 1991 von einer großen Gemeinschaft freiwilliger Programmierer entwickelt wird. Einige Firmen nahmen sich der professionellen Weiterentwicklung an, so dass es diverse Distributionen von Linux gibt: Professionell zusammengestellte und weiterentwickelte Software-Pakete basierend auf Linux. Alle diese Distributionen sind in ihrem Quelltext frei verfügbar und können weiter angepaßt werden. Jede Distribution hat ihre eigene Spezialität, manche sind auf den Betrieb von Servern spezialisiert, manche auf den Einsatz beim Endbenutzer.

Linux hat gegenüber proprietären Betriebssystemen in erster Linie einen Kostenvorteil, da selbst professionelle Distributionen kostenfrei abgegeben werden. Die Firmen finanzieren ihr Engagement durch die Betreuung von Unternehmen und computernahe Dienstleistungen.

Seit einigen Jahren gewinnt Linux sowohl an öffentlicher Wahrnehmung als auch an Marktanteilen hinzu. So stieg sein Marktanteil bei vorinstallierten Betriebssystemen beispielsweise in Großbritannien von Anfang 2007 bis Mitte 2008 von 0,1% auf 2,8% - eine ver28fachung in weniger als 2 Jahren1. Zugute kommt dieser freien Software dabei auch, daß es meist sparsamer mit Ressourcen umgeht, was es auch auf älteren Computern lauffähig macht und nicht zwingend den Kauf neuester Hardware nötig macht.

Für Linux ist moderne Office-Software (Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, Datenbank) ebenso frei verfügbar wie Grafik- und eMail-Software, Internet-Browser und viele andere Programme, die von anderen Betriebssystemen ebenfalls bekannt sind. Im Vergleich zu kommerzieller Software kann dies Unterschiede in den Anschaffungskosten von mehreren hundert Euro ausmachen. Mit Hilfe von Emulatoren ist es möglich, auch die Software anderer Betriebssysteme auf Linux lauffähig zu machen.

Das Sicherheitskonzept und die bislang geringe Verbreitung haben Linux bislang weitgehend frei von Virenbefall gehalten und es ist relativ einfach, eMails und Dokumente zu verschlüsseln, was gerade für Unternehmen zunehmend wichtiger wird.

Wirtschaftliche Bedeutung von und Förderansätze für OpenSource-Software

Eine Studie der Europäischen Kommission beziffert den Gesamtwert des Marktanteils von OpenSource für das Jahr 2006 auf 12 Milliarden Euro2. Für IT-Dienstleistungen, die rund um OpenSource stattfinden, prognostiziert die Studie für das Jahr 2010 einen Marktanteil von 32%, was ca. 4% des europäischen Bruttoinlandsproduktes entsprechen wird. Der dezentrale Ansatz, der mit der Philosophie des OpenSource-Einsatzes verbunden ist, wird einen großen Teil der daraus resultierenden Einnahmen auf kleine und mittelständische Firmen auf regionaler Ebene verteilen. Gefördert werden kann diese Entwicklung unter anderem durch eine branchenspezifische Vernetzung von Unternehmen , die die Weiterentwicklung der von ihnen benötigten Software gemeinsam im Rahmen von Kooperationen unterstützen.

Anstatt dutzende Eigenentwicklungen in jeder Branche voranzutreiben kann im Rahmen von Unternehmensnetzwerken eine OpenSource-Software vorangetrieben werden, die von allen Martkteilnehmern genutzt und ihrerseits angepaßt, spezialisiert und weiterentwickelt werden kann. Eine solche Ressourcenteilung käme allen Beteiligten sowie den OpenSource-Software-Entwicklern langfristig zugute.

Fazit

Computer und Internet sind inzwischen grundlegende Elemente von Wirtschaft und Gesellschaft. Die Technik trägt zur effizienten Gestaltung von Prozessen, Automatisierung und damit zu einer Wohlstandsverbesserung durch Entlastung des Menschen von monotoner Arbeit bei. OpenSource-Software liegt im Quelltext vor und ist damit leicht auf regionale Bedürfnisse anpassbar und erweiterbar. Regionale Wirtschaftskreisläufe profitieren durch geringeren Kaufkraftabfluß, wenn OpenSource-Software statt proprietärer Software eingesetzt wird. Für kleine und mittelständische Computer-Firmen ergibt sich ein Beratungs- und Betreuungsmarkt, der derzeit mit rasantem Wachstum bei zugleich kostengünstiger Anschaffung der Software glänzt. Eine Kooperation bei der Entwicklung von offener Software im Rahmen von Unternehmensnetzwerken verteilt den notwendigen Aufwand auf viele Schultern und läßt trotzdem Raum für individuelle unternehmensspezifische Anpassungen.

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Fußnoten

Norbert Rost, www.regionales-wirtschaften.de, letzte Aktualisierung: 20.09.2008


1: http://ec.europa.eu/enterprise/ict/policy/doc/2006-11-20-flossimpact.pdf

2: http://derstandard.at/?id=1216918503031