Für viele insbesondere ländliche Regionen ist die Abwanderung von Menschen das größte Problem. Es gehen ja nicht nur Fachkräfte, die ihre Fähigkeiten anderswo einsetzen, es gehen auch Mütter, Väter, Brüder oder Schwestern - und lösen so die sozialen Netze auf. Ein EU-Projekt des Leibnitz-Instituts für Länderkunde soll jetzt vor allem die Abwanderung junger Frauen beleuchten.
Interessant dürften dann vor allem die Vorschläge und Strategien sein, wie man Abgewanderte zu Rückkehrern machen könnte. Doch die Chancen dafür stehen nicht besonders gut. Wer anderswo Wurzeln geschlagen hat wird diese kaum wieder abbrechen, wenn er in der ehemaligen Heimat keine Aussicht auf verbesserte Lebensverhältnisse vorfindet. Doch da beisst sich die Katze in den Schwanz: Weil die sozialen Netze durch die Abwanderer ausgedünnt sind, hat die alte Region oft noch weniger Zugkraft. Einzelne, die zurückkehren, können kaum die Lücken schließen.
Denkbar wäre jedoch, dass ganze Gruppen zurückkehren. Beispielsweise dürften in der Lausitz in den kommenden 10 Jahren Kommunen existieren, in denen bis zu einem Drittel der Häuser unbewohnt ist: Einfach weil die Alten sterben aber die Verwandtschaft das alte Grundstück nicht nutzen will oder kann. Wenn diese Häuser dann zu günstigen Konditionen ganzen Gruppen von Zurückkehrern oder Neuankömmlingen verfügbar gemacht wird, bringen diese ihr soziales Netz gleich mit, welches sich in die bestehenden Strukturen integrieren kann. Zumindest fällt so das Argument weg, man ziehe nicht zurück, weil kaum noch junge Leute dort sind.
Wichtig ist im Vorfeld jedoch, die Bindungen der Abgewanderten zu ihrer alten Heimat nicht abreißen zu lassen. Deshalb lädt beispielsweise die Bürgerstiftung Zivita aus Zittau zur Oberlausitzer Zukunftsnacht in den Traumpalast nach Mittelherwigsdorf - eine Party, die sich insbesondere auch an Weggegangene richtet. Vielleicht ist das auch ein Beispiel (und ein Forschungsobjekt) für die Studie des Leibnitz-Instituts.