Robert Kaltenbrunner, Abteilungsleiter der Abteilung Bauen, Wohnen, Architektur im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, befasst sich anläßlich der Internationalen Bauausstellung 2010 (IBA) bei Telepolis mit der Frage "Was bedeutet urbane Schrumpfung im europäischen Kontext?"
Schrumpfung der Städte kennt man insbesondere im Osten Deutschlands sehr gut. Mancherorts ist die Abrissbranche der einzig boomende Wirtschaftszweig. Städte wie Weisswasser oder Hoyerswerda haben in den vergangenen 20 Jahren fast die Hälfte ihrer Bevölkerung verloren. Überwiegend gingen sie als Wirtschaftsflüchtlinge. Kaltenbrunner übt in seinem Artikel versteckt Kritik an den heutigen Dogmen und Politikmethoden. Er deutet an, daß vorbeugendes Handeln in der Politik eine geringe Rolle spielt, findet die klassische Standortpolitik fragwürdig und fordert ein ehrliches Benennen der künftigen Herausforderungen statt "illusorischer Wachstumshoffnungen".
Mit schrumpfenden Städten befasste sich bis 2008 auch das Projekt shrinkingcities(.com). Im Rahmen des Projekts erschuf Rochus Wiedemer den Comic "Wieso wird denn abgerissen? Stadtumbau in Wolfen-Nord", der anschaulich die enge Verzahnung zwischen wirtschaftlichen und städtebaulichen Entwicklungen und Zwängen darstellt.
Was sich hier zeigt ist für viele Städte längst Normalität. Bevölkerungswachstum kennt man gerade noch aus den Großstädten, dort konzentrieren sich Menschen, Unternehmen und Kultur, während anderswo Freiräume entstehen, die nicht immer so gewollt sind. Möglicherweise können die betroffenen Orte sich Anregungen bei der Transition-Town-Bewegung holen. Die lokale Bevölkerung zu aktivieren und seine Gemeinde "widerstandsfähiger" zu machen hilft nicht nur unter dem Blickwinkel der Energiewende, aus dem die Transition-Idee ursprünglich stammt, sondern könnte auch schrumpfenden Städten und Regionen neue Impulse geben. Für dieses Jahr sind übrigens im August, Oktober und Dezember noch Transition-Trainings angesetzt.